Montag, 14. Mai 2012

Der Aufsteiger schockt die Hauptstadt - Berlin vs. Würzburg 1:2

Hallo liebe Leserinnen und Leser,


zu einer weiteren Ausgabe meines Basketball Blogs. Zwei Tage ist es nun her, dass die s.Oliver Baskets die faustdicke Überraschung, ja Sensation geschafft haben und in der Berliner o2-World Spiel 3 der Beko BBL Playoff Viertelfinal Serie gegen den 8-maligen deutschen Meister ALBA Berlin mit 91:84 gewinnen konnten. Damit hat man den Albatrossen nicht nur den Heimvorteil geklaut, nein man hat am morgigen Dienstag Abend den Matchball um tatsächlich ins Halbfinale der Playoffs einzuziehen.


Ich weiß nicht wie es euch da draußen derzeit geht, aber ich fühle mich irgendwie wie im Film. Alle Fans, die letzten Samstag in Berlin live in der Halle dabei waren, dürften in etwa in der gleichen Gefühlslage sein wie ich. Es ist einfach nur sensationell, eigentlich mit ein paar Worten auch gar nicht zu beschreiben, was da am Samstag Nachmittag in Berlin passiert ist.


Und trotz der ganzen Euphorie, dem ganzen Hype darf man eine wichtige Sache dennoch nicht außer Acht lassen. Wir führen derzeit "nur" mit 2:1 und müssen nach wie vor noch ein weiteres Spiel gewinnen um diese Serie zu entscheiden. Angenommen man verliert morgen Abend, was gegen ein Spitzenteam wie ALBA immer im Bereich des Möglichen ist, schaut die Basketball Welt ganz schnell wieder ganz anders aus. Ihr dürft euch natürlich freuen, ihr dürft vom Weiterkommen träumen aber ihr dürft nicht den Fehler machen und ALBA schon abschreiben. Wie heißt es so schön, angeschlagene Boxer sind besonders gefährlich oder auch man sollte das Fell des Bären nicht verkaufen, bevor er erlegt ist...


Genug der Phrasendrescherei und rein in die Zusammenfassung von letzten Samstag.


Beko BBL Playoffs - Viertelfinale - Spiel 3


vs.

84 : 91
(16:22, 29:21, 15:24, 24:24)

Stand der Serie: 1:2

ALBA Berlin: Wood (20), Allen (19), Idbihi (17), Taylor (14), Schaffartzik (8), Francis (4), Weaver (2), Simonovic, Kalampokis, Schultze

s.Oliver Baskets: Little (20), King (17), Kramer (13), Tomaszek (12), Boone (11), Frazier (5), Kleber (5), Elliott (5), Jacobson (3), Harris



Zuschauer: 10.044


Der Aufsteiger aus der Domstadt gewann den Sprungball und konnte in Person von US Guard John Little die ersten beiden Punkte der Partie erzielen. ALBA Berlin konterte umgehend mit einem erfolgreichen Dreier von Ex-Beko BBL MVP DaShaun Wood. Was man zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte, dieses 3:2 sollte für sehr lange Zeit die einzige Führung für die Gastgeber gewesen sein.


Von diesem Augenblick an übernahmen die Gäste aus Unterfranken das Kommando in der recht mäßig gefüllten o2-World. Playoff Euphorie sieht irgendwie anders aus... Nach einem erfolgreichen Dreier von Defensiv Terrier Chester Frazier stand es 5:11 für die Gäste und ALBA Head Coach Gordon Herbert sah sich zu seiner ersten Auszeit genötigt. Doch auch diese änderte zunächst nichts am weiteren Spielverlauf. Zwei Minuten vor dem Viertelende lagen die Baskets bereits mit 9:20 in Führung, was einige ungläubig drein blickende Gesichter in der Halle verursachte. 


Dann ging erstmals ein kleiner Ruck durchs Team von ALBA Berlin. Zwei Punkte vom an diesem Abend blenden aufgelegten Derrick Allen, zwei weitere Zähler von Center Yassin Idbihi und ein erfolgreicher Dreier von Nationalspieler Heiko Schaffartzik machte den Spielstand von nun 16:22 wieder etwas erträglicher für die in den letzten Tagen arg geschundene Berliner Fanseele. So ging es dann auch in die erste Viertel Pause.


Das zweite Viertel begann wie das erste aufgehört hatte, nur der Protagonist war ein anderer. DaShaun Wood erzielte den nächsten Dreier für ALBA und schon stand es nur noch 19:22. Erstmals schienen die Gäste so ein wenig die Kontrolle über diese Partie zu verlieren. Als Derrick Allen dann durch einen weiteren Korb auf 21:22 verkürzen konnte, musste Baskets Head Coach John Patrick bereits nach einer Minute im zweiten Viertel reagieren und eine Auszeit nehmen um den Lauf der Gastgeber zu stoppen. Der Plan ging auf und Maxi Kleber konnte seinen Farben durch einen erfolgreichen Dreier wieder etwas mehr Luft verschaffen. Doch ALBA war nun im Spiel und blieb dem Aufsteiger weiter auf den Fersen, ohne jedoch in Führung gehen zu können. 


Erst 2:18 Minuten vor der Halbzeit glich zunächst Center Yassin Idbihi aus Berliner Sicht endlich zum 39:39 aus und wenige Augenblicke später konnten die Hauptstädter durch einen Dreier vom bis dahin recht blass gebliebenen Bryce Taylor mit 42:39 erstmals seit der Anfangsminute der Partie wieder in Führung gehen. Entgegen des bisherige Spielverlaufs, konnte ALBA diese äußerst knappe Führung auch bis zur Halbzeit halten und so ging es mit einem 45:43 für den Favoriten in die Pause.


Die zweite Halbzeit startete dann durchweg ausgeglichen. Keines der beiden Teams konnte sich mehr als drei bis vier Punkte absetzen. 1:28 Minuten vor Ende des dritten Viertels war das Spiel beim Stand von 60:60 absolut ausgeglichen. Was nun folgte, sollte sich später als Spielentscheidend erweisen.


Die Baskets gingen zunächst durch Punkte der US Boys John Little und Chris Kramer mit 60:64 in Führung. ALBA Berlin im Ballbesitz und noch 33 Sekunden zu spielen. Natürlich spielen sie die Zeit herunter und versuchen erst wenige Sekunden vor dem Ablauf der Shot Clock in Person von DaShaun Wood abzuschließen, doch sein Dreipunkte Wurf verfehlt das Ziel und die Baskets sichern sich durch Center Rob Tomaszek den Rebound. Zu diesem Zeitpunkt sind noch 5 Sekunden auf der Spieluhr. Der Ball wird schnell nach vorne gepasst, auf den bereits lauernden Ivan Elliott. Er fängt den Ball und setzt an der Dreierlinie der Berliner sofort zum Sprungwurf an. Die Spieluhr tickt herunter 3...2...1... der Buzzer ertönt und der Wurf von Ivan Elliott rauscht durchs Netz des Berliner Korbs... JUST IN TIME! Somit Zwischenstand nach dem dritten Viertel 60:67 für die Gäste aus Unterfranken.


ALBA Head Coach Gordon Herbert sollte diese Aktion nach dem Spiel auf der Pressekonferenz als Genickbruch für sein Team bezeichnen. Der Jubel unter den ca. 250 mit gereisten Würzburger Fans kannte schon zu diesem Zeitpunkt keine Grenzen mehr.


Das letzte Viertel ist eigentlich schnell erzählt. Die Gäste weiterhin bissig in der Verteidigung und ALBA selbst im dritten Spiel dieser Serie noch immer ohne Gegenmittel. Der Aufsteiger hatte immer die passende Antwort auf die Berliner Versuche parat. Als Rob Tomaszek 5 Minuten vor dem Ende auf 66:77 aus Berliner Sicht erhöhte, war die Messe endgültig gelesen. Zu diesem Zeitpunkt verließen schon einige Berliner Zuschauer die o2-World. Der Glaube ans eigene Team war zu diesen Zeitpunkt de facto nicht mehr vorhanden. Den Würzburger Schlachtenbummlern war das völlig egal. Spätestens jetzt hatte man die Oberhand über die Zuschauerränge gewonnen. Erst verabschiedete man die bereits nach Hause aufbrechenden ALBA Fans mit lautstarken "Auf Wiedersehen, auf wiedersehen" Rufen um ihnen dann vor Augen zu führen was wenige Tage später drohen könnte: "Nächsten Dienstag schmeißen wir euch raus" donnerte es durch das weite Rund der o2-World. Das Spiel endete mit einem Dreier von ALBA's Bryce Taylor zum Endstand von 84:91. Würzburg klaut den Berlinern somit den Heimvorteil und geht in der Best-of-five Serie vielleicht vorentscheidend mit 2:1 in Führung. 


Mein Fazit zum Spiel:


GEIL, GEIL, GEIL - mehr kann man eigentlich zu diesem Spiel nicht sagen. Trotz der kurzzeitigen Führung von ALBA zur Pause, hatte man irgendwie nie das Gefühl, unser Team könnte einbrechen. Und wie auch ALBA Head Coach Gordon Herbert, sehe ich diesen 7:0 Lauf zum Ende des dritten Viertels, hier im Speziellen den Buzzer Beater Dreier von Ivan Elliott, als Genickbrecher für das Berliner Team an. Spätestens von diesem Augenblick an, stand die Berliner Körpersprache auf Niederlage.


Nun haben wir es am morgigen Dienstag Abend also selbst in der Hand, die Sensation zu schaffen und das auch noch in heimischer Halle. Doch wie ich zu Beginn meines Beitrags schon geschrieben habe, man sollte nun absolut nicht den Fehler machen und diese Berliner Mannschaft bereits abschreiben! Die Serie ist erst mit dem dritten Sieg entschieden, bis dahin ist nach wie vor alles möglich und zwar in beide Richtungen!


Klasse Sache von Sport1, dass man nach dem Aufstand der Fans doch noch reagiert hat und diese, vielleicht historische Partie aus Würzburger Sicht, zumindest im Internet live überträgt. Dies ist für alle Würzburger Fans die beim Run auf die Tickets mal wieder leer ausgegangen sind, zumindest ein kleiner Trost.


Dies soll es dann auch schon wieder von mir gewesen sein. Ich hoffe ihr hattet wieder euren Spaß beim Lesen und ich konnte die Stimmung aus Berlin ganz gut rüber bringen. Bis morgen Abend in der Turnhölle oder aber zum nächsten Blog Beitrag.


Bis zum nächsten mal,


Freddy

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